Paula Götz - Endzeit-Revue
Ein Abend, der bleibt – Paula Götz und Gleb Tchepki in der AACHENER EINS EINS 4
Ein Wohnzimmer wird zur Bühne für große Emotionen
Am 21. Mai 2025 wurde das Atrium der AACHENER EINS EINS 4 zum bewegenden Kraftort: Sängerin Paula Götz und Pianist Gleb Tchepki luden zur „Endzeit-Revue“. Es war ein Abend voller Tiefe, voller feiner Brüche und großer Gefühle. Und es war einer dieser seltenen Momente, in denen man merkt, wie sehr Kunst berühren kann, wenn sie ganz nah kommt.
Klassiker neu gehört – mit Haltung und Handschrift
Die beiden Musiker*innen warfen einen ebenso mutigen wie durchdachten Blick auf das Abgründige und Abseitige in der Musikgeschichte. Und sie näherten sich vielen großen Namen mit großer Eigenständigkeit.
Paula Götz interpretierte Werke von Kurt Weill mit einer Mischung aus Schärfe und Verletzlichkeit, die der Musik ihre alte Schwere nahm, ohne sie weichzuspülen. In Bertolt Brechts Worten fand sie eine Klarheit, die keine Parolen brauchte – nur Haltung. Ihre Version von David Bowies „Life on Mars?“ kam fast zerbrechlich daher, mit einer Intensität, die tief ging, ohne Pathos, aber mit offenem Herzen.
Auch Tom Waits war an diesem Abend zu spüren, rau und seltsam zart zugleich, sein Staub auf der Stimme wurde bei Götz zu feinem Schleier. Selbst die barocken Linien von Henry Purcell fügten sich mühelos ein. Götz und Tchepki fanden darin eine melancholische Schönheit, die erstaunlich zeitlos wirkte.
Ein musikalisches Gespräch, nicht bloß Begleitung
Dabei war es nicht nur die Auswahl der Stücke, die diesen Abend besonders machte, sondern vor allem, wie Götz und Tchepki miteinander arbeiteten. Sie musizierten nicht nebeneinander her, sondern miteinander, im besten Sinne des Wortes. Ein Blick, ein Atemzug reichte, und schon ging es weiter. Tchepkis Spiel war kein Beiwerk, sondern erzählte mit, fein nuanciert, manchmal aufrührerisch, dann wieder mit zurückhaltender Poesie.
Publikum ganz bei sich – und ganz bei der Musik
Das bunt gemischte Publikum war von Anfang an konzentriert bei der Sache. Kein Husten, kein Rascheln, nur Lauschen. Am Ende: große Stille, dann umso herzlicherer Applaus. Die Zugabe war verdient und der kurze Talk danach ein schöner Abschluss. Offen und klug erzählte Paula Götz davon, wie sie sich den großen Namen genähert hat, mit Respekt, aber nie ehrfürchtig, und wie sie den Mut fand, ihre eigene Handschrift einzubringen.
Ein Abend, der noch lange nachklingt. Kein großes Spektakel, aber ein kleines Kunststück. Näher kann Musik kaum kommen.
AACHENER EINS EINS 4
Aachener Straße 114, 50674 Köln
www.aachener114.de
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